Unsere Organisation

Das Hochschul­förderungs- und -koordinations­gesetz HFKG wird 2011 verabschiedet und tritt 2015 in Kraft. Die Annahme der Bildungs­verfassung im Jahr 2006 beauftragte den Bund und die Kantone, gemeinsam für die Koordination und die Gewährleistung der Qualitäts­sicherung im Hochschul­bereich zu sorgen. Zur Erfüllung dieser Aufgaben regelt das HFKG und die daran geknüpften Vereinbarungen die Zuständigkeit der gemeinsamen Organe, die neu geschaffen oder zusammengestellt wurden. Es handelt sich dabei um die Schweizerische Hochschul­konferenz, das höchste hochschul­politische Organ der Schweiz, die Rektoren­konferenz der schweizerischen Hochschulen sowie den Schweizerischen Akkreditierungs­rat, was die vormals komplexe Akteurs­konstellation der Schweiz vereinfacht. Das HFKG konkretisiert ebenfalls die rechtliche Pflicht des Bundes zur finanziellen Unterstützung der kantonalen Universitäten und Fach­hochschulen. In einer Stellungnahme begrüsst der SWRdas neue Gesetz und betont, dass die «intensive Zusammenarbeit von Bund und Kantonen notwendig ist, um die schweizerische Hochschul­landschaft erfolgreich weiterzuentwickeln», besonders in kosten­intensiven Bereichen. Mit der vollständigen Einführung des HFKG wurden das Universitäts­förderungsgesetz (cf. 1999) und das Fachhochschul­gesetz (cf. 1995) aufgehoben.

Die Bologna-Deklaration, das wohl grösste Reformvorhaben in der Hochschul­bildung in den letzten Jahrzehnten, wurde von 29 europäischen Ländern, darunter auch die Schweiz, im Jahr 1999 unterschrieben. Die Deklaration bildet den Kern des sogenannten Bologna-Prozesses: eine Reihe von Treffen und Vereinbarungen, die eine europaweite Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen sowie die internationale Mobilität der Studierenden fördert und somit den europäischen Hochschulraum schafft. Wesentliche Elemente des Prozesses sind die Harmonisierung der akademischen Ausbildung durch ein zweistufiges System der Studienabschlüsse (undergraduate/graduate) und die Etablierung des European Credit Transfer System ECTS als Instrument des Leistungs­vergleichs und der Qualitäts­sicherung. Für den SWR war die «Europa­kompatibilität» des schweizerischen BFI-Systems bereits zehn Jahre zuvor ein Anliegen. 1989 empfiehl er den Eintritt in die europäische Hochschul­landschaft durch eine «gegenseitige Anerkennung der Diplome» und eine «Finanzierung von Studenten- und Dozentenaustausch­programmen» durch den Bund. Das sollte nicht nur für die Hochschulen, sondern auch für die neu gegründeten Fachhochschulen gelten (cf. 1995). Die ersten Bologna-Bachelor-Abschlüsse wurden 2004 an den Hochschulen und 2008 an den Fachhochschulen verliehen.

Nicht nur in der internationalen, sondern auch in der nationalen Zusammenarbeit wurde ein neues Kapitel eröffnet. Das Hochschul­förderungs­gesetz UFG, das 1999 verabschiedet wurde, verleiht den kantonalen Hochschulen mehr Autonomie und Eigenverantwortung, und verpflichtet Bund und Kantone zur Koop­era­tion im Hochschul­bereich. Der SWR hatte sich bereits 1989 für eine solche Autonomie eingesetzt, für eine engere Zusammenarbeit, praktisch seit seiner Gründung (cf. 1973). «Neben der grösseren Autonomie der Universitäten und der Stärkung der Führungs­funktion des Rektorats ist als besonders positiv zu erwähnen, dass die vom SWR oft betonte Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Universitäten» Eingang in das Gesetz gefunden hat, schriebt der Rat 1995. Dazu unterstrich er, dass diese Zusammenarbeit auch zwischen den Kantonen und dem Bund, zwischen den Kantonen und zwischen den Fakultäten innerhalb einer Hochschule verankert sein sollte. Die UFG wurde durch die Verabschiedung des ausführlicheren Hochschul­förderungs- und -koordinations­gesetz von 2011 abgelöst.

Das erste nationale Forschungs­gesetz wird verabschiedet. Basierend auf den 1973 angenommenen Forschungs­artikeln verpflichtet das neue Gesetz den Bundesrat, die wissenschaftliche Forschung zu fördern, die Zusammenarbeit zwischen den Forschungs­einrichtungen sowie die Ressortforschung zu regeln und regelmässig übergreifende Forschungsziele festzulegen. Diese letzte Aufgabe wird dem SWR zugewiesen. Bereits 1980 hatte er wichtige Vorarbeiten für das Forschungs­gesetz geleistet, doch nun hat er die Aufgabe, alle vier Jahre «forschungs­politische Zielvorstellungen» zu erarbeiten. Diese «Ziele» dienen als Grundlage für die Mehrjahres­programme sowie für die Richtlinien der Regierungs­politik und Finanzplanung des Bundes und werden zu den wichtigsten Aufgaben des Rates. Für die Legislatur­periode 1988–91 befasste sich der Rat mit Themen wie der «Gesamtfinanzierung von Forschung und Entwicklung» durch den Bund, «bundes­aufgabengebundene Forschung», «Ver­besserung der Koordination zwischen den Institutionen», «bessere Verbindungen zwischen öffentlicher Forschung und Unternehmen», «Erhaltung und Schonung der Umwelt» und «Förderung der technischen Entwicklung». Das Forschungs­gesetz wurde durch das Bundes­gesetz über die Förderung der Forschung und der Innovation FIFG von 2012 abgelöst.

Im gleichen Jahr wird der SWR beauftragt, ein Projekt zur forschungs­politischen Früherkennung FER durchzuführen. Ziel ist es, Entwicklungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft systematisch zu beobachten, um zukünftige Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen und diese durch gezieltes forschungs­politisches Handeln zu nutzen oder zu verringern. In seinem FER-Bericht von 1988 befasste sich der Rat mit Themen wie der «Zusammenhang von Kultur und Technologie», «Künstliche Intelligenz», «Entstehung, Wahrnehmung und Umgang mit [ökologischen] Risiken». 1992 befasste er sich mit «Migration und multikulturelle Gesellschaft», «Teilchenphysik» und «Prävention und Gesundheits­förderung» in der Medizin.

Der Schweizerische Wissenschafts­rat SWR wurde 1965 vom Bundesrat gegründet. Die gesetzlichen Grundlagen folgten erst drei Jahre später (cf. 1968) und formulierten den bis heute gültigen Satz: «Der Wissenschafts­rat ist das oberste ständige Beratungsorgan des Bundesrates für alle Fragen der Hochschul- und Wissenschafts­politik». Das Gesetz legte den Akzent auf die Beschaffung und Überprüfung «der Grundlagen für eine gesamtschweizerische Wissenschafts- und Forschungs­politik». Angesichts dieser grossen Herausforderungen und hohen Erwartungen beschloss das dreizehnköpfige Gremium, dem Vertreterinnen und Vertreter aus dem Hochschul­bereich, der Verwaltung, den Kantonen und der Wirtschaft angehörten, dass seine «zentrale Arbeit für die nächsten Jahre die Schaffung einer umfassenden Übersicht über den Stand der wissen­schaftlichen Forschung in der Schweiz» ist, um die Voraussetzungen für eine kohärente Wissenschafts­politik zu schaffen.